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// LE GRAND CURTIUS // OUT OF CONTROL - BERLIN

Tobias ZIELONY Park, a.d.s., 2005, from the series Big Sexyland 68 x 100cm Courtesy Tobias Zielony
Tobias ZIELONY
* 1973 à Wuppertal.
Travaille à Berlin.
Tobias Zielony arbeitete nach dem Abitur als Kamera und Fotoassistent. Studierte Kommunikationsdesign in Berlin sowie Dokumentarfotografie an der University of Wales. 2001 beendete er sein Studium mit einer Abschlussarbeit über Jugendliche unter polizeilicher Ausgangssperre in Bristol. Wechselte in die Klasse von Timm Rautert an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. 2004 machte er sein Diplom mit dem Langzeitprojekt „Behind the Block“ über Jugendliche in Bristol, Newport, HalleNeustadt und Marseille. 2006 Meiterschülerprüfung bei Timm Rautert.
In zahlreichen Arbeiten hat Tobias Zielony die Gesten und Schauplätze von Jugendlichen dokumentiert. Häufig bei Nacht beobachtete er die Menschen in den Randzonen moderner Großstädte. Die Frage, wie sie sich in ihrem jeweiligen Umfeld inszenieren und die originäre Kultur von „Jugend“ vor der Kamera zur Schau tragen, lässt seine Arbeiten zwischen authentischer Momentaufnahme, kalkulierter Inszenierung und Dokumentation oszillieren. Dabei ist seine Arbeit immer vom Sichtbarmachen des Unsichtbaren geprägt. Die Dunkelheit verstärkt häufig die Isolation der Fotografierten gegenüber ihrem Umfeld, denn in der Nacht sind die Jugendlichen häufig die einzigen, die den öffentlichen Raum besetzen.
In „Big Sexyland“ arbeitete Zielony erstmals mit einem Infrarotfilm und - blitz, der für das menschliche Auge unsichtbar ist, um sich jungen Männern anzunähern, die am Rande der Gesellschaft ihren Lebensunterhalt durch Liebesdienste und Drogenhandel verdienen. In Parks und in einem Pornokino entstanden die grobkörnigen S/W-Aufnahmen, die auf Farbpapier ausbelichtet wurden. Die Flüchtigkeit an Farbe blieb so erhalten. Die voyeuristische Doppelbödigkeit von Fotografie als Tatort deklariert die Kriminalisierung der Fotografierten. Zielony widerlegt auf der Ebene des tatsächlich Sichtbaren genau diese Unterstellung und Kriminalisierung: denn der Betrachter sieht keine Straftaten, sondern im Gegenteil völlig unspektakuläre Momentaufnahmen. Er führt uns dabei genau jene gesellschaftlichen toten Winkel vor Augen, die sich einer Kontrolle entziehen. Im Medium Fotografie und der technischen Umsetzung, lassen die Bilder mehr Imagination und Spekulation zu, als sie zeigen. Der Betrachter bekommt eine Ahnung davon, was ein solches Leben mit sich bringt. Ein Kontrollverlust wird in dieser Arbeit auf unterschiedlichen Ebenen durchgespielt: auf medialer Ebene durch den Einsatz von Mitteln, die einen Blick in die Nacht gewähren, und auf sozialer Ebene durch die Vision dessen, was sich als Tabu unserer Wahrnehmung entzieht.
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