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// LES BRASSEURS / L'ANNEXE // (OUT OF) TIME

(OUT OF) TIME

Die Zeit, dieser bedeutende, allumfassende und doch stumme Hüter, dieser für alle Menschen gemeinsame Nenner, der den Technologien, der Entwicklung unserer Kenntnisse und dem wissenschaftlichen Fortschritt trotzt, tritt auch weiterhin unerbittlich die Flucht nach vorne an. Der „große Uhrmacher“ Voltaires wird im Mittelpunkt dieser Ausstellung stehen, „der wachsam schlimme Feind“ Baudelaires, der durch Fotografien, Videos und Filme festgehalten werden soll, welche sich alle bemühen, diese wichtige Problematik zu fassen, die die Existenz jedes Einzelnen von uns leitet.

Die Zeit: ein unerschöpfliches Thema, das von Philosophen zerpflückt, von Dichtern vergeistigt, von bildenden Künstlern verkörpert, von Videasten übernommen oder von Fotografen fixiert wird … Diese Zeit ist für alle gleich, aber dennoch vergeht sie für einen Jugendlichen anders als für einen Greis, für einen Arbeiter anders als für einen Arbeitslosen, für einen Europäer anders als für einen Afrikaner, Eskimo oder Indianer. So anders für einen schüchternen Liebhaber, der sehnsüchtig auf sein nächstes Rendez-vous wartet, für den Historiker, der die Geheimnisse der Vergangenheit erforscht, für einen Astrophysiker, der die Galaxien beobachtet …

Die Zeit entzieht sich trotz unserer Bestrebungen jedweder Kontrolle. Man kann versuchen, sie zu zähmen, versuchen, sich mit ihr gutzustellen, davon träumen, sie wie einen Handschuh umzudrehen, die Gefahr eingehen, sie anzuhalten, sie mit Theorien belegen oder sie mit geometrischen Formen darstellen … Wir haben die Zeit im Laufe unseres Lebens mit allen seinen Erwartungen, Enttäuschungen, Glücksmomenten und Momenten der Verzweiflung kennen gelernt und wissen aus Erfahrung, dass sie allem gleicht, nur keinem langen, ruhigen Fluss, der im gleichen regelmäßigen Rhythmus vor sich hin fließt. Sie fordert vom Schriftsteller sein Lebenswerk, um – so scheint es – sich wiederfinden zu lassen … Im Übrigen ist die Zeit häufig das Material selbst, mit dem die Künstler arbeiten, und die Kontrolle eine der größten Herausforderungen ihrer Technik, ihres Wissens – oder ihrer Analysefähigkeit.

Das 19. Jahrhundert hat seine Rechnung mit dem Raum beglichen, sagt Chris Marker in seinem Werk Ohne Sonne (1983). Die Herausforderung des 20. Jahrhunderts (die sich zumindest in dieser Hinsicht wahrscheinlich bis ins 21. Jahrhundert erstreckt …) wird dem Cineasten zufolge im Zusammenleben der Zeiten bestanden haben. Wenn es in der Ausstellung (Out of) Time weniger darum geht, die Unbegrenztheit der Unterschiede zwischen diesen subjektiven, kulturellen, einzigartigen Zeiten zu erforschen, so geht es doch zumindest um den Versuch, das Prinzip selbst näher zu bringen, die Schwindel erregende Flüssigkeit, die faszinierende Ergiebigkeit des Schaffens dieses großartigen Bildhauers, dieses unermüdlichen Jongleurs!


(Dominique Mathieu und Emmanuel d'Autreppe)

 

>>>Hier können Sie Informationstexte zu den Künstlern, die in der Ausstellung " (OUT OF) TIME " präsentiert werden, downloaden.