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// MAW / SALLE SAINT-GEORGES // GLEICHGEWICHT UND UNFALL

MARIAUD
© Corinne Mariaud, extrait de la série "Désordre", 2008 / Courtesy PhotoEuropa

Corinne MARIAUD

* 1964 à Paris.
Nationalité : Française, travaille à Paris.
Site personnel : http://www.corinnemariaud.com/
Site de la galerie : http://www.photo-europa.org/

„Hier wird ein Blick auf den Menschen im städtischen Umfeld geworfen. Hier geht es um Körper in der Stadt – um deren Positionierung. Ich habe mich lange Zeit mit städtischen Motiven befasst, mit Übergangsräumen und mit Stadträndern mit ungewisser Identität. Ich habe an Orten, die von Menschen aufgegeben wurden, nach Spuren eben dieser Menschen gesucht, nach der Schönheit in Verruf gekommener Plätze.

Für die Serie „Désordres“ habe ich Menschen an diesen alltäglichen Plätzen in Szene gesetzt. Menschen auf „dem Boden der Tatsachen“, Menschen, die durch das Stadtbild „gleiten“. Ich habe mich auf den unbeweglichen Augenblick dieses Falls konzentriert. Auf die Kräfte und auf die Widerstände. In diesen Bildern erobern die imposanten, modernen Stadtbilder den Raum der Fotografie. Ohne die Menschen, die sie doch tagtäglich bevölkern, verwandeln sie sich in ein grafisches Dekor, dessen Regelmäßigkeit durch ein menschliches Element gestört wird. Wie ein Fleck auf dieser glatten und organisierten Oberfläche.

Die menschliche Form scheint auf Grund gelaufen zu sein. Der Körper hat jedweden Widerstand verloren. Seine Gelenkigkeit scheint im krassen Widerspruch zur geometrischen Strenge der umliegenden Gebäude zu stehen. Man denkt an diese Plastiksäcke an den Ästen der Bäume, an den Straßenrändern. Körper, die nicht in dieses Umfeld gehören. Körper, die in der Stadt umhertreiben, Körper, die Schiffbruch erleiden. Wie auch Bäume oder kleine Grünflächen in die Architektur der Stadt eingebunden sind, werden auch die Menschen in das Stadtbild integriert. Diese Figuren sind anonym, mit banalen und zerbrechlichen Körpern

Durch ihre Einsamkeit und die Einzigartigkeit ihrer Pose entziehen sie sich jedoch dem gewöhnlichen Lauf der Dinge. Der banale Körper verwandelt sich zu einem tragischen Körper. Der Mensch wird mächtig. Er verändert die Regelmäßigkeit des Umfelds. Er stört die Wahrnehmung des Bildes. Daraus geht eine Unruhe hervor. Die Figuren bringen eine Anmut zum Ausdruck, einen Schmerz, der an den Widerstand des Menschen im Stadtbild erinnert“.

Corinne Mariaud.
Paris, 2008.

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