„In der Vergangenheit habe ich mich vor allem mit Fotografie beschäftigt. Dabei habe ich in Szene gesetzte Selbstdarstellungen dokumentiert, um Ausschnitte aus widersinnigen Erzählungen als Momentaufnahme zu präsentieren. Seit kurzem arbeite ich an einer Serie mit Videoprojekten, bei denen die narrative Struktur durch die fortschreitende Zeit erzeugt und dargeboten wird. Wie auch bei meinen Fotos bin ich noch immer an Selbstdarstellungen, Eitelkeit und Narzissmus interessiert, aber auch an Themen, die mit dem Körper und dessen Funktionen, Schönheit, Chaos, dem Grotesken und selbst dem Widernatürlichen in Zusammenhang stehen.
Die Videos verleihen meinen Erzählungen ein Zeitelement. Ich möchte auf dieses Element zurückgreifen, um den „Reifungsprozess“ fortschreitender Entwicklungen, die letztendlich in zerstörerische oder absurde Situationen münden, festzuhalten. Die Videos bieten eine kurze visuelle Erfahrung, bei der obsessives Verhalten übertrieben dargestellt wird (wie in „Nail Biter“), Figuren sich durch einen unsichtbaren regenerativen Prozess vermehren („Amphibians“) und alltägliche Körperfunktionen sich zu unkontrollierbaren Anfällen und Drängen verwandeln („Tickle“).
Viele Videos zeichnen sich durch einen begrenzten Blickwinkel aus. Beschnittene, unbewegliche, frontale Kamerawinkel mit geschlossenem Rahmen kombiniert mit minimalen Cuts und Aufbereitungen, um die Wirkung einer einzigen nahtlosen Zeitentwicklung wiederzugeben. Wie bei den Fotos wird die Kamera zu einem Instrument, um missliche Szenarien, die für den nicht anwesenden Betrachter dargestellt und in Szene gesetzt werden, zu dokumentieren.
Bei „Tickle“ handelt es sich um eine Drei-Kanal-Videoinstallation, mit der der Übergang von etwas Nichtigem, Harmlosem und Witzigem zu etwas Qualvollem und Grausamem dokumentiert wird. Im Vergleich zum Niesen oder zum Schluckauf handelt es sich beim „gekitzelt Werden“ um etwas Ungewolltes. Es ist unmöglich, sich selbst zu kitzeln, doch im Video kitzelt eine unsichtbare Kraft den Jungen, der oben auf der Treppe sitzt.
Kitzeln und Lachen nehmen an Stärke zu, die Szene wird chaotischer und immer übertriebener, bis das Lachen schließlich in gequältes Schreien übergeht und die Szene mit einem Seufzer der Erleichterung abschließt.
Das Video „Tickle“ ist voller Ambiguität, wobei Behagen und Schmerz durch eine nicht wahrnehmbare Grenze getrennt werden. Nicht nur komisch, sondern auch erschreckend ...
(nach Texten des Künstlers)