Olivier Mirguet ist nicht nur (an die Agence VU angeschlossener) Fotograf, sondern auch Journalist. Seit mehreren Jahren beschäftigt er sich mit einem Projekt, in dessen Mittelpunkt Orte der Machtausübung stehen: „Die geheimen Gefängnisse von Hassan II in Marokko“, „Nordkorea“, „Das Maison de Radio France“...
"(…) Die Stadt als Schauplatz für Theater, B-Movies oder Fernsehserien, die manchmal einen Bob Wilson zu Besuch hatte, der einen Peduzzi inspirieren könnte, der Szenarium schaffen könnte, bei dem aus Normalität ein Albtraum wird. Eine Attrappenstadt, eine Stadt zwischen absoluter Fiktion und wiedererkennbaren Orientierungspunkten – ein Baum, ein Holzhaus, das einige Gestalten heimsuchen möchten, die jedoch rätselhafte Statisten ohne wirkliche Funktion und ohne jedwede Identität bleiben. Dies umso mehr als der Abstand zwischen dem Kameramann und seinem Objekt die Maßstäbe verzerrt, Fahrzeuge zum Schrumpfen bringt und allgegenwärtige Hubschrauber in zentrale Darsteller einer „Geschichte“ verwandelt, die eigentlich keine ist (…). Was Olivier Mirguet letztendlich fotografiert, ist vor allem dieser starke Lichtstrahl, der ihm Aufnahmen bei Nacht ermöglicht, als Beobachter auf der Jagd nach den Polizisten, die wiederum auf der Jagd nach den Bösewichten sind. Der angenommene oder mögliche Tatort. Und wie im Kino ist der Projektor gleichzeitig das Instrument, um den Schauplatz zu beleuchten und festzuhalten, und der Apparat, mit dessen Hilfe wir auf der Leinwand (hier: auf der normalen Wand) die eingefangenen Momentaufnahmen sehen können. Hier sind wir wieder bei den Anfängen der Fotografie, beim Schreiben bei Licht. Vielleicht und vor allem, wenn die Nacht über die Stadt hineingebrochen ist.
(Text von Christian Caujolle über die Serie „Supervision L.A“)
