Shahryar Nashat konzentriert sich schon sehr früh auf die Videokunst. Von Anfang an stellt er dabei die Sichtweise von Menschen in den Vordergrund, die mit historischen Ereignissen, soziopolitischen Bewegungen oder anderen ihnen auferlegten Situationen konfrontiert sind. Der Künstler untersucht somit die unterschiedlichen Formen von Druck, die die verschiedenen Mächte – politisch, religiös, militärisch oder auch psychologisch – auf die Menschen ausüben. Seine verletzlichen Helden stehen oftmals in einer von Beherrschung und Unterwerfung geprägten und psychologisch gesehen spannungsgeladenen Beziehung zueinander. Im Video „The regulating line“, das zum ersten Mal 2005 auf der Biennale von Venedig vorgestellt wurde, befindet sich ein Mann ganz allein in der Medici-Galerie im Louvre. Angesichts der kraft- und ausdrucksvollen Darbietung der Rubens-Gemälde, die einer wahrhaftigen Propaganda zu Ehren Maria de‘ Medicis gleichkommt, ist Shahryar Nashat auf der Suche nach einem empfindlichen, zerbrechlichen Gleichgewicht. Seine Antwort auf diesen prägenden Kontext scheint nur eine unwahrscheinliche Handlung zuzulassen: eine physische Herausforderung, einen intuitiven Widerstand.
