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// MAMAC + CDE // DIE UNGEZÄHMTEN

MAZZONI
© Michel MAZZONI from the series zones, 2007, C-Print 30x40cm on aluminium

Michel MAZZONI

* 1966 à Villerupt.
Travaille à entre Bruxelles et Nancy.
Site personnel : http://www.michelmazzoni.com

 

Der Versuch einer Erzählung scheint sich an der glanzlosen, frontalen, hartnäckigen und wortwörtlichen Seite des uns Gezeigten zu stoßen: verschwommene Gelände, schemenhafte Seelen, verlassene Orte und Menschen, glatte und sterile Mauern, Fragmente einer Stadt, die sich gegenseitig auflauern oder sich auflösen, einer Natur, die unter einem rohen, nahezu irrealen Licht oder im Halbschatten auf der Suche nach sich selbst ist. Aber gerade dies beeinflusst die Kinostimmung der Fotos von Mazzoni. Dieser Übergang, diese unvorhersehbare Abenddämmerung, die das Banale verklärt – oder besser noch: durchdringt: ein bekanntes, aber doch verschobenes Universum, eine „beunruhigende Fremdartigkeit“ mit ihren verschwommenen Grenzen, die Vermutung, dass das wahre Leben anderswo abläuft und dass jedes Bild sich nur im Kopf abspielt … Die Wirklichkeit scheint ihr eigenes Double oder eine Rückseite zu haben, die Oberfläche des Wassers im direkten Kontakt mit dem Grund des Brunnens, wie in einigen Filmen von Bergman, Lynch, Antonioni. Und man erwartet, dass hinter einer dunklen Ecke oder hinter einem wilden Busch eine Hand auftaucht, die eine Pistole hält, ein verängstigter Überlebender auf der Suche nach einer usurpierten Identität, Tennisspieler, die einen unsichtbaren Ball suchen, oder, als Gipfel der Fremdartigkeit, ein einfaches Gesicht, das aus einem Pelz hervortritt. Das Bild hat dabei nur etwas Spektakuläres an sich, wenn unsere Vorstellungskraft es zulässt. (…)
Dennoch bietet diese Arbeit keinen Bezug: Sie schafft eine Welt mit einer bemerkenswerten inneren Kohärenz, in der anscheinend eine gleichmäßige Ruhe herrscht, aber wo aus der Tiefe störende Geräusche emporsteigen, zwischen der Prosa des Asphalts und dem Geraschel der windgeschüttelten Blätter. Vielleicht Herzschläge, einige Farbschwingungen. Aber häufig die Spiegelungen und Irrwege einer zu modernen Einsamkeit, eines ausgeprägten Unbehagens.
(Emmanuel d’Autreppe, Auszug aus dem Vorwort, Zones, Yellow Now Verlag, 2009.)


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